Jung-Stilling, Johann Heinrich
Historisches > Bekannte Marburger
Arzt, Schriftsteller und Staatswissenschaftler
Geboren am:
12.09.1740 in Grund (Rothaargebirge)
Gestorben am:
02.04.1817 in Karlsruhe
Johann Heinrich Jung wurde 1740 als Sohn des Johann Helmann Jung und der Dorothea Katharina Jung in dem Dorf Grund im Rothaargebirge geboren. Sein Vater war ein Schneider der gelegentlich auch als Schulmeister und Helfer seines Bruders, eines Feldmessers und späteren Oberbergmeisters tätig war. Nach dem frühen Tod seiner Mutter (1742) wuchs Jung zunächst bei den Großeltern und Tanten auf bis sein Vater die Erziehung selber wieder aufnahm. Jung besuchte die Dorfschulen in Grund und Allenbach und die Lateinschule zu Hilchenbach und konnte sich so eine recht gute Allgemeinbildung verschaffen. Im Alter von 15 Jahren wird er Dorfschulmeister in Lützel. In den folgenden Jahren schlug er sich abwechselnd in der Landwirtschaft, als Schneider, Schul- und Hauslehrer durch. Vollkommen mittellos studierte er von 1770-1772 in Straßburg Medizin. Hier lernte er Goethe und Herder kennen und befreundete sich mit beiden.
Ab 1772 betätigt sich Jung als praktischer Arzt, der sich bald der operativen Augenheilkunde zuwendet. Als Staroperateur ist seine Person bald weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Jedoch ändert sich seine finanzielle Lage dadurch nicht, da viele seiner Patienten aus eher ärmlichen Verhältnissen stammen und entweder nichts oder nur sehr wenig zahlen können.
Goethe regt ihn zur Niederschrift seiner Lebensgeschichte an und veröffentlicht den ersten Teil ohne Jung s Wissen unter dem Titel "Henrich Stillings Jugend", von daher erhielt Jung seinen Beinamen "Stilling". Im Jahr 1778 wird Jung an die Kameralschule in Kaiserslautern berufen, wo er als Professor für Ökonomik unterrichtet. 1784 geht er als Professor nach Heidelberg. In den darauf folgenden Jahren erscheinen von ihm zahlreiche Publikationen und aus Geldmangel auch Romane.
Ab 1787 lehrt er an der Philipps-Universität in Marburg als Professor für Ökonomik. In den folgenden Marburger Jahren erscheinen von ihm zahlreiche Schriften, Fachbücher, Romane, Erzählungen, Übersetzungen und andere Veröffentlichungen.
1803 zieht Jung-Stilling nach Heidelberg um und wird dort Berater von Karl Friedrichs von Baden. 1806 siedelt er nach Karlsruhe um. Hier in Karlsruhe stirbt er am 02. April 1817, nur 11 Tage nach seiner dritten Gattin Elisabeth Jung geb. Coing.
Johann Heinrich Jung-Stilling war ein vielseitig interessierter Mann von hoher Intelligenz und großer Schaffenskraft. Er war ein großer Arzt, Schriftsteller und Staatswissenschaftler. Er war dreimal verheiratet; aus seinen Ehen gingen 13 Kinder hervor.
Zu seinen Werken zählten u. a.:
- Die Schleuder eines Hirtenknaben (1775)
- Henrich Stillings Jugend (1777)
- Henrich Stillings Jünglingsjahre (1778)
- Henrich Stillings Wanderschaft (1778)
- Die Geschichte des Herrn von Morgenthau (1779)
- Versuch einer Grundlehre sämtlicher Kameralwissenschaften (1779)
- Die Geschichte Florentins von Fahlendorn (1781)
- Leben der Theodore von der Linden (1783)
- Theobald oder die Schwärmer (1784)
- Lehrbuch der Fabrikwissenschaften (1785)
- Lehrbuch der Staats-Polizey-Wissenschaft (1787)
- Henrich Stillings häusliches Leben (1789)
- System der Staatswirthschaft (1792)
- Das Heimweh (1794-1796, 4 Bände)
- Scenen aus dem Geisterreiche (1800-1801, 2 Bände)
- Henrich Stillings Lehr-Jahre (1804)
- Theorie der Geister-Kunde (1808)
- Apologie der Theorie der Geisterkunde (1809)
- Henrich Stillings Alter (1817, nicht vollendet)
- Geschichte unseres Herrn Jesu Christi (1820)
Viele weiterführende Informationen zu Johann Heinrich Jung-Stilling finden Sie auf der Seite
http://jung-stilling-forschung.de/ von Dr. phil. Erich Mertens, Lennestadt.