Reichwein, Adolf
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Bekannter Widerständler gegen das NS-Regime
Geboren am:
03.10.1898 in Bad Ems
Gestorben am:
20.10.1944
Adolf Reichwein wurde am 03.10.1898 als Sohn des Lehrers Karl Reichwein in Bad Ems geboren. 1904 zieht die Familie nach Ober-Rosbach bei Friedberg (Hessen). Reichwein besucht dort die Dorfschule, die von seinem Vater geleitet wird. 1917 meldet er sich als Freiwilliger zum 1. Weltkrieg und macht aus der Kaserne heraus sein Abitur am Gymnasium in Friedberg. 1918 wird er sehr schwer verwundet und ändert daraufhin seine Einstellung zu Vaterland und Krieg gründlich.
Nach seiner Genesung beginnt Reichwein im Dezember 1918 sein Studium der Philosophie, Geschichte, Germanistik und Volkswirtschaft in Frankfurt.
1920 wechselt er zur Universität Marburg. Im gleichen Jahr heiratet er Eva Hillmann. 1921 reicht er in Marburg seine Doktorarbeit über "China und Europa im 18. Jahrhundert" ein.
Kurz darauf (1922) verlässt Reichwein Marburg und übernimmt eine Sekretärsstelle im Ausschuss der deutschen Volksbildungsvereinigung im preußischen Kultusministerium und wird wenig später Leiter der thüringischen Volkshochschulen. 1923 promoviert er zum Doktor der Philosophie.
1926-27 unternimmt Reichwein eine Weltreise, die ihn über Nord- und Südamerika in den Fernen Osten und die Südsee führen sollte. Nach dem Unfalltod seines zweijährigen Sohnes wird seine Ehe mit Eva Hillmann geschieden. 1929 wird er persönlicher Referent und Pressesprecher des preußischen Kultusministers Carl Heinrich Becker.
1930 wird Reichwein Professor für Geschichte und Staatsbürgerkunde an der Pädagogischen Akademie in Halle (Saale). Ein Jahr später tritt er in die SPD ein. 1933 heiratet er Rosemarie Pallat, mit der er 4 Kinder haben sollte.
Nach der Machtübernahme Hitlers wird Reichwein in Halle entlassen und wird Schullehrer in Tiefensee (Mark Brandenburg). 1939 geht Reichwein als Leiter der Abteilung "Schule und Museum" an das Berliner Museum für Deutsche Volkskunde.
Ab 1940 arbeitet Reichwein in der Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis" mit. Nach dem Krieg soll er Kultusminister im neu gestalteten Deutschland werden. Bei einem geheimen Treffen mit einer kommunistischen Widerstandsgruppe wird er von einem Spitzel verraten und in der Nacht vom 4. zum 5. Juli 1944 von der Gestapo verhaftet. Nach 3 Monaten Haft wird er vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler am 20.10.1944 zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tage hingerichtet.